Die Résidence de France, ein architektonisches Gesamtkunstwerk im französischen Jugendstil, konzipiert für das kaiserliche Wien (24.6.2011) [fr]

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Ein ebenso hartnäckiges wie unbelegbares Gerücht von mysteriöser Herkunft hält sich in Wien, nach dem die Architekturpläne für den Bau des Gebäudes der französischen Botschaft am Schwarzenbergplatz, mit den Plänen für Konstantinopel vertauscht worden wären. Oder sogar, nach einer weniger verbreiteten Theorie, mit den Architekturplänen für Athen.

In Konstantinopel war das in den 1840er Jahren erbaute „Palais de France“ bis zum Umzug in die türkische Hauptstadt Ankara im Jahr 1923, der Sitz der diplomatischen Vertretung Frankreichs. Der Mythos der vertauschten Pläne könnte seinen Ursprung darin haben, dass der Verwalter der Behörde Mobilier National 1912 gleichzeitig mit der Möblierung beider Botschaften, der in Wien und in Konstantinopel, beauftragt wurde. Möbel wurden damals vielleicht über Wien in die Türkei weiter transportiert.

Die Botschafter der Republik Frankreich sind bis dahin in verschiedenen angemieteten Palais untergebracht gewesen. Das letzte war, in der Zeit von 1869 bis 1909, das Palais Lobkowitz.

Im Mai 1901 verkauft die Stadt Wien der Republik Frankreich drei Parzellen. Der breiteste Teil des trapezförmigen Grundstücks grenzt an den damals neu gestalteten Schwarzenbergplatz, nach hinten läuft es spitzförmig Richtung Karlsplatz zu, wo Otto Wagner eine seiner im Jugendstil gehaltenen schönen Stadtbahnstationen gebaut hatte.

George-Paul Chedanne, der junger Stararchitekt und Prix-de-Rome Preisträger, wurde damals vom französischen Außenministerium beauftragt, die Botschaft zu bauen. Nach dem Bau der Botschaft in Konstantinopel 60 Jahre zuvor, war dies der erste Bau, der speziell für die Unterbringung der diplomatischen Vertretung Frankreichs konzipiert worden ist.

Die vom Ministerium 1903 überarbeiteten Pläne richten sich, wie aus dem Buch über die Geschichte der Architektur der Résidence de France in Wien zu entnehmen ist, strikt an den trapezförmigen Grundriß des Baugrunds und an die Kriterien für eine würdige Repräsentanz im Kaiserreich Österreich-Ungarn. Die klassische Ausbildung Georges-Paul Chedannes und seine Vorliebe für den Charme des Rokoko hinterlassen ihre Spuren, der Wiener Jugendstil aber inspiriert den jungen Architekten ganz besonders.

Er umgibt sich mit den besten Handwerkern seiner Epoche: Gasq, Sicard, Lefebvre, Binet, Dubois, Vernon, Majorelle… Seit der Pariser Weltausstellung 1900 erfreut sich der Kunstschnitzer und Innenausstatter, und begeisterter Verfechter des Stils des Art Nouveau, Louis Majorelle, eines internationalem Rufs. Seine Werkstatt, die man heute zur „Ecole de Nancy“ zählt, wird mit der Umsetzung des Treppengeländers mit ihrem spektakulär gewundenen Endstück, sowie die blattgoldveredelten Balkonbalustraden, die Holzvertäfelungen und Wandleuchter beauftragt.

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Dernière modification : 29/05/2017

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