Frau Vadrot, Sie sind eine österreichisch-französische Forscherin, die in Wien lebt, und engagieren sich insbesondere im Rahmen des europäischen Projekts MARIPOLDATA sehr für die Schaffung eines neuen Abkommens über die biologische Vielfalt der Meere in internationalen Gewässern. Welchen Stellenwert nimmt die Umwelt in Ihrer Arbeit ein?
Der Umweltschutz ist in meiner Arbeit ganz zentral. In meinem Projekt MARIPOLDATA versuche ich zu verstehen, wie die verschiedenen Staaten mithilfe der Wissenschaft die biologische Vielfalt der Meere schützen, wie beispielsweise durch die Einrichtung von Meeresschutzgebieten.
Ich beschäftige mich ganz besonders mit der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik, was bedeutet, dass es mir ein Anliegen ist, die verschiedenen disziplinären Felder zu verstehen, deren Tätigkeitsbereich die Umwelt ist und die sich zu dieser äußern, ebenso wie die Art und Weise, wie vom Wissen aus diesen Disziplinen Gebrauch gemacht wird, um unsere Ozeane zu schützen.
Welche „umweltverschmutzende“ Angewohnheit konnten Sie aus Ihrem Alltag streichen, worauf Sie besonders stolz sind?
Seit der Covid-19-Pandemie hat sich vieles geändert, auch was unsere Gewohnheiten betrifft. Vor den Ausgangsbeschränkungen hatte ich bereits damit begonnen, die Zahl meiner privaten Flugreisen zu senken. Anstatt lange Reisen ans andere Ende der Welt zu unternehmen, habe ich begonnen, Wanderungen an Orten in Europa zu machen, die mit dem Zug erreichbar sind. Dieses Jahr werde ich, wenn es die Situation erlaubt, meine Wanderungen auf dem GR34 in der Bretagne vom Mont-Saint-Michel bis nach Morlaix fortsetzen.
Was erwarten Sie sich von einer Veranstaltung wie dem kommenden Kongress der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, der im ersten Halbjahr 2021 in Marseille stattfinden wird? Wie sieht der Antrag aus, von dem Sie wünschen würden, dass er angenommen wird?
Ich erwarte mir, dass das eine Veranstaltung wird, die jene Akteure, die die Natur lieben und respektieren, zusammenbringt. Außerdem erhoffe ich mir, nachdem der Kongress in Marseille stattfindet, dass der Schutz unserer Meere und unserer Ozeane in den Mittelpunkt gerückt wird. Bis dahin werden wir sehr wahrscheinlich wissen, ob die Staaten es geschafft haben, ein Abkommen über den Schutz der biologischen Vielfalt der Meere auf hoher See zu schließen (das derzeit noch Gegenstand von Verhandlungen ist). Ich selbst träume von einem Antrag, der eine starke und aktive Einbindung der Wissenschaft fördert, um Meeresschutzgebiete auf hoher See einzurichten und zu schützen.