Der Internationale Tag der Umwelt (05.06.2020) [fr]

Frankreich beteiligt sich voll und ganz an den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, um auf die Dringlichkeit der Klima- und Umweltkrise zu reagieren. Es zählt zu den Gründerstaaten der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN), deren Weltkongress es im Jänner 2021 in Marseille ausrichten wird. Diese bedeutende Veranstaltung, die verschiedene Staaten und die Zivilgesellschaft zusammenbringt, wird eine hervorragende Hebelwirkung ausüben, um eine stärkere Mobilisierung für den Schutz der biologischen Vielfalt zu erreichen.
Anlässlich des Weltumwelttages veröffentlicht die französische Botschaft in Österreich Erfahrungsberichte von 4 Persönlichkeiten mit französisch-österreichischem Hintergrund und unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen, die sich in den verschiedenen Umweltbereichen engagieren. Sie erklären uns, wie sehr der Umweltschutz uns alle angeht und was sie selbst sich von einem Kongress wie jenem der IUCN erwarten.

Elodie broussard

Elodie Broussard, Sie sind Präsidentin und Mitbegründerin des „UN Vienna - Sustainable & Innovative Initiatives Club“. Welchen Stellenwert nimmt die Umwelt in Ihrem Vereinsengagement ein?
Im Club, den wir gemeinsam mit Fabien Petit gegründet haben, nimmt die Umwelt eine zentrale Stellung ein. Wir setzen uns dafür ein, dass die internationalen Beamten der Vereinten Nationen in Wien und die Österreicher durch verschiedene Projekte, die allen offen stehen und von lokalen Schlüsselakteuren durchgeführt werden, sensibilisiert werden und an nachhaltigen Konsummustern (SDG 12) mitwirken und Respekt für die Natur (SDG 14 und 15) leben.

Welche „umweltverschmutzende“ Angewohnheit konnten Sie aus Ihrem Alltag streichen, worauf Sie besonders stolz sind?
Ich habe meine „umweltverschmutzenden“ Anschaffungen drastisch gesenkt, indem ich mir immer zwei Fragen stelle: „Brauche ich dieses Produkt/diese Dienstleistung wirklich?“ und „Wie wirkt es/sie sich auf die Umwelt aus?“ . Bis zur Perfektion ist es aber noch weit, weil ich süchtig nach Schokolade und Käse bin...

Was erwarten Sie sich von einer Veranstaltung wie dem kommenden Kongress der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, der im ersten Halbjahr 2021 in Marseille stattfinden wird? Wie sieht der Antrag aus, von dem Sie wünschen würden, dass er angenommen wird?
Der Kongress stellt eine Gelegenheit dar, um die Fragen, die wir uns stellen sollten, genauer zu definieren und Synergien zu schaffen, damit die zukünftigen Generationen von Lebewesen ein angenehmes Leben haben. Ich erwarte mir von diesem Kongress, dass sein Transformationspotenzial in Taten umgesetzt wird. Der Antrag, von dem ich wünschen würde, dass er angenommen wird, ist jener auf eine stärkere institutionelle Einbindung von indigenen Völkern. Ihre Stimmen sind unverzichtbar und untrennbar mit den Bestrebungen des Umweltschutzes auf globaler Ebene verbunden.

Peter Grell

Herr Grell, Sie sind ein in Wien lebender Architekt und haben sich an zahlreichen Immobilienprojekten beteiligt, darunter jenes des Lycée français de Vienne. Welchen Stellenwert nimmt die Umwelt in Ihrer Arbeit ein?
Einerseits sieht die österreichische Bauordnung vor, dass Architekten und Ingenieure bei jedem Projekt die Einbindung von effizienten alternativen Energiesystemen sicherstellen müssen. Andererseits sind in den Städten die Flächen immer mehr bebaut, wodurch das natürliche Einsickern des Regenwassers ins Grundwasser verhindert wird und Überschwemmungen entstehen. Daher beziehen wir in unsere Projekte mehrere Methoden mit ein, die das Einsickern des Regenwassers fördern - durchlässiges Material für den Boden, grüne Inseln oder begrünte Dächer, die das Wasser aufnehmen und anschließend durch natürliche Verdunstung an die Luft abgeben.

Welche „umweltverschmutzende“ Angewohnheit konnten Sie aus Ihrem Alltag streichen, worauf Sie besonders stolz sind?
Seit zwei Jahren haben sich meine täglichen Wege deutlich reduziert, nachdem ich mein Büro in denselben Bezirk verlegt habe, in dem ich wohne, also nur wenige Gehminuten entfernt. Nachdem beides auch in der Nähe der Schule unserer Kinder liegt, ist der durch die alltäglichen Wege verursachte ökologische Fußabdruck meiner Familie fast auf null gesunken. Um zu unseren Baustellen in der Stadt oder zu unseren Arbeitsmeetings zu kommen, nehme ich das Rad oder den Elektroroller, wodurch wir das Auto nur noch für Wochenendausflüge oder im Urlaub nutzen.

Was erwarten Sie sich von einer Veranstaltung wie dem kommenden Kongress der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, der im ersten Halbjahr 2021 in Marseille stattfinden wird? Wie sieht der Antrag aus, von dem Sie wünschen würden, dass er angenommen wird?
Unsere Generation hat die Pflicht, sich aktiv mit der Umweltproblematik auf unserem Planeten auseinanderzusetzen. Es hat viel zu lange gedauert, bis wir zu dieser Erkenntnis gelangt sind, und ich fürchte, dass die Maßnahmen, die der kontinuierlichen Zerstörung der natürlichen Ressourcen Einhalt gebieten sollen, nicht rasch sein werden. Um ein stärkeres Bewusstsein für dieses breite und heikle Thema zu schaffen, erwarte ich mir, dass im Rahmen des Kongresses der IUCN darüber diskutiert wird, dass die Erhaltung der Natur in allen schulischen, universitären und beruflichen Ausbildungen nicht als Neben- sondern als Hauptfach vertreten sein und in einem hohen Maß zum Abschluss zählen sollte. Nur ein globales Bewusstsein wird es ermöglichen, wieder ein ökologisches Gleichgewicht herzustellen.

Anais Lestringuez

Anais Lestringuez, Sie machen derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr am Lycée Français in Wien. Welchen Stellenwert nimmt die Umwelt in Ihrer Mission ein?
Die Umwelt war vor der Coronakrise die komplexeste unserer Missionen, die unzählige Akteure zusammengebracht hat. Sie hatte eine zentrale Stellung inne, da wir mehrere Projekte durchführen wollten, um das Lycée grüner zu gestalten.

Welche „umweltverschmutzende“ Angewohnheit konnten Sie aus Ihrem Alltag streichen, worauf Sie besonders stolz sind?
Unnötige Produkte erheblich zu reduzieren, insbesondere was Hygieneartikel betrifft. Ich kaufe nur das, was ich auch wirklich brauche! Ich benutze keine Wattestäbchen mehr (die sehr umweltschädlich sind) und ich habe Einweg-Wattepads und -Slipeinlagen durch wiederverwendbare ersetzt. Ich wähle Produkte, die nachhaltig sind!

Was erwarten Sie sich von einer Veranstaltung wie dem kommenden Kongress der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, der im ersten Halbjahr 2021 in Marseille stattfinden wird? Wie sieht der Antrag aus, von dem Sie wünschen würden, dass er angenommen wird?
Gesunden Menschenverstand natürlich und Maßnahmen, die so schnell wie möglich in Kraft treten. Wir müssen die Krise nützen, um Bewegung in die Debatte zu bringen und unserem Gesellschaftsmodell nachhaltige Entwicklung zugrunde zu legen.
Der Antrag, an den ich da denke, ist ein endgültiges Verbot von Plastik im Handel und überall. Bisher wurde ein endgültiges Verbot nur hinausgezögert... Diese Maßnahme muss so bald wie möglich wirksam werden.

Alice Vadrot

Frau Vadrot, Sie sind eine österreichisch-französische Forscherin, die in Wien lebt, und engagieren sich insbesondere im Rahmen des europäischen Projekts MARIPOLDATA sehr für die Schaffung eines neuen Abkommens über die biologische Vielfalt der Meere in internationalen Gewässern. Welchen Stellenwert nimmt die Umwelt in Ihrer Arbeit ein?
Der Umweltschutz ist in meiner Arbeit ganz zentral. In meinem Projekt MARIPOLDATA versuche ich zu verstehen, wie die verschiedenen Staaten mithilfe der Wissenschaft die biologische Vielfalt der Meere schützen, wie beispielsweise durch die Einrichtung von Meeresschutzgebieten.
Ich beschäftige mich ganz besonders mit der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik, was bedeutet, dass es mir ein Anliegen ist, die verschiedenen disziplinären Felder zu verstehen, deren Tätigkeitsbereich die Umwelt ist und die sich zu dieser äußern, ebenso wie die Art und Weise, wie vom Wissen aus diesen Disziplinen Gebrauch gemacht wird, um unsere Ozeane zu schützen.

Welche „umweltverschmutzende“ Angewohnheit konnten Sie aus Ihrem Alltag streichen, worauf Sie besonders stolz sind?
Seit der Covid-19-Pandemie hat sich vieles geändert, auch was unsere Gewohnheiten betrifft. Vor den Ausgangsbeschränkungen hatte ich bereits damit begonnen, die Zahl meiner privaten Flugreisen zu senken. Anstatt lange Reisen ans andere Ende der Welt zu unternehmen, habe ich begonnen, Wanderungen an Orten in Europa zu machen, die mit dem Zug erreichbar sind. Dieses Jahr werde ich, wenn es die Situation erlaubt, meine Wanderungen auf dem GR34 in der Bretagne vom Mont-Saint-Michel bis nach Morlaix fortsetzen.

Was erwarten Sie sich von einer Veranstaltung wie dem kommenden Kongress der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, der im ersten Halbjahr 2021 in Marseille stattfinden wird? Wie sieht der Antrag aus, von dem Sie wünschen würden, dass er angenommen wird?
Ich erwarte mir, dass das eine Veranstaltung wird, die jene Akteure, die die Natur lieben und respektieren, zusammenbringt. Außerdem erhoffe ich mir, nachdem der Kongress in Marseille stattfindet, dass der Schutz unserer Meere und unserer Ozeane in den Mittelpunkt gerückt wird. Bis dahin werden wir sehr wahrscheinlich wissen, ob die Staaten es geschafft haben, ein Abkommen über den Schutz der biologischen Vielfalt der Meere auf hoher See zu schließen (das derzeit noch Gegenstand von Verhandlungen ist). Ich selbst träume von einem Antrag, der eine starke und aktive Einbindung der Wissenschaft fördert, um Meeresschutzgebiete auf hoher See einzurichten und zu schützen.

Mehr :
- iucncongress2020.org
- Les mots-clefs de la diplomatie française

Dernière modification : 05/06/2020

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